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On Line: 11 Dec 2002, 18:10h
Netzpolemik, keine Antwort auf die vielen Fragen und Reizwörter der Herrn, eher ein Versuch der Sache näherzukommen.
(Grundrisse einer Netzkritik von Geert Lovink + Pit Schultz (toward to a european standard code for critical interchanges (escci))
Durch diese 360 Wörter und Begriffe musste ich mich arbeiten, um sagen zu können: ich habe die 12 Seiten gelesen. Verstanden bzw gescheiter bin ich jetzt nicht, aber gebildeter. Bidlung ist auch so ein Ding, was viele im Netz suchen.
(ich wollte eigentlich Links auf den Text machen , aber das war zuviel. Wenn ihr den zugehörigen Satz sucht, bitte mit Bearbeiten Suchen und dann ein paar Buchstaben eingeben dann landet ihr im Text. Zurück mit Pfeil links.-----Für viele Antworten und weitere Fragen bitte mailto:webmaster@waprap.de )
0-1 des atomaren Gleichgewichts ----Adressenverteilern ----Affekt-Jockeys ----AkademikerInnen Heere von jungen ----Algorithmen genetischen----Alltagstrotts ----Alternativ-Liberalen ----Alteuropäische Esoterik ----Altlasten ----analoge Schmutz ----anarchischen Netze ----Anschlüsse illegitime ----Anti-christen ----Antwort fröhlich-nihilistische ----Anwendungsorientierung ----Arbeitsbeschaffungsmassnahme ----arbeitslose future generation ----Archivierung aller Erfahrungen ----Ästhetik der Verlangsamung ----Ästhetiken der Navigation ----Ausprägung californischer ----ausserdigitalen ----Aussermedialen ----Autobahn ----autoreferentieller ----Ballance selbstbestimmte emotionale ----Basis ehemals aktivistische ----bbs ----Beschränktheiten technischer Kommunikation ----Betaversionen heisgestrickte ----Betroffenenvertretungen ----Bifurkationen ----Bilder halbfertigen----Biochips ----black box des Sender-Empfänger Modells ----Black Culture ----Brumaire spätmedialen ----Bugs ----Buzzwords ----calvinistische Drang ----Chaosforschung ----comp ----Copyright ----Copyrightkriege ----corporate culture ----corporate states ----Critisism will take you beyond the borders of boredom ----cruisers ----Cultural Studies ----Cybermythen verstiegenere ----Cybersex ----cyberspace ----'Cyberspace' ----Cyberwesten ----Das Netz ist nicht das Leben ----Datenlandschaft ----Datenraum ----Datenschutz universellem ----Datenschwemme allgemeine ----Datenstau ----Datenüberflusses ----Datenwüsten ----Dekadenz haltlose----Desire to be wired' ----Dialektik der Nomadologie ----'Digerati' ----Digital marxism ----digitale Code ----digitalen Biedermeier.----digitalen Kreativität ----Disfunktionalität ----Diskursbunkern ----Diskurswerkstätten ----Dreck wird lichtschnell exportiert.----Dualitäten unerträglichen ----electonic frontier ----elektrifizierten ----Elektrifizierung zur Jahrhundertwende ----Elektronische Nervosität ----elites basically drive civilization' ----E-mail ----e-mails die nie ankamen ----Entkörperlichung ----Erweckungseuphorie kalifornischer ----esoterisch ----Euphorie ----'European Useletics' ----Evangelisten ----Expertenrunden ----ezines ----familiengerechten ----Feedback positiven ----Fetischisierung----Fleischeslust ----Fluchtpunkt ----fremdartige ----fröhlich-fromme ----ftp ----Fundamentalisten ----futuristisch ----fuzzy logic ----Geheimtip ----Genörgel notorischem ----Gigabytes ----Glasbetonbunkern ----gophersites ----Gratissoftware ----groupware ----Grundtugenden ----Grundversorgung informationellen ----Grundversorgung informationeller ----Gutenberg-Archiv ----Hackerethik ----Hardwaregenerationen ----Häretiker ----Hedonismus skeptischen----hedonistische Qualität ----heile Welt des Netzes ----heimliche Motor ----Hippie- Konservative ----Hippiebewegung ----Homebanking sicherem ----Home-pages aufwendig gestalteten ----Hype ----Ich-Management ----Implantanten intelligenten ----Info-Elite ----Informationsgesellschaft ----Informationsökonomie journalistische----Infrastruktur neutrale ----Innovation ----Internet Shopping Malls ----Intrigen ----IRC-sessions wo keiner auftaucht ----jeder Strom und jedes Kraftfeld wäre umpolbar ----Joint Ventures ----Jugendkultur ----jugendlich-verrückten Anklang ----Kabelrechte ----Katerstimmung ----Kern materiellen ----'Kind der Moderne' ----Kindersicherung ----Kombinatorik ----Kommerzialisierung ausgiebige ----Kommunikation ----Kommunikationsstandards ----Komponente ----konspirative Vernetzung ----Konstruktionen hybride ----konstruktive ----Kontrollgesellschaften ----Kopplung von Libido und Elektrik ----körperbezogenen ----körperlosen Digitalia ----Korrektheit politische ----Kritik ----Kritik alte----Kritik neue----Kritizismus kybernetische ----Kulturkampfes ----Kulturwissenschaftler ----Leben künstlichem ----Lethargie angenehmen im Angesicht des Grosskapitals.----lurkers ----Mailinglisten ----mailinglists ----man sei eben nicht engagiert ----Manipulation zentralisierter ----maroden ISDN ----medien ----Medienverbünde ----Medienwechsel ----Meinungsmacher/innen ----Meinungsprofils ----Mentalität masochistische ----Miesmacher postmarxistischer----Mikropraxis ----Minimalismus protestantischem----mit sich selbst beschäftigt ----most powerful people ----'Multi- Media' ----multikulturellen Massenkonformismus ----Multimedia-Bioadapter ----Multinationale Konzerne ----Museum für Netzgeschichte ----Nacheuphorische ----Nachrichtentechnologien ----narkosieren ----Narzismus digitale ----'Net-Backlash' ----'networks of power' ----Netzanalyse materialistische----Netzannekdote kurzlebigen ----Netzbenutzer naiven ----Netzkritik ----neurologische ----New-Age-Ideologie zynischen----Nichtlinearen ----Nicht-Rauschen ----Nomadismus real existierenden ----Notwendigkeit ----of the Net ----Ökonomie der Enttäuschung ----Omnipotenzphantasien ----One-to-many ----Pay per View ----Performance und Effizienz ----Performanceverlust ----Perversitäten ----pionierbeding ----Pioniere ----Postmoderne ----Powerusers 95 ----Priestern ----Prinzip des Survival of the Smartest ----Privatpraktiken exotische ----Produktion von Ordnung ----Proffesoren progressiver ----Propheten ----Prototypen monströse----Querdenker ----radikalkonstruktivistischer ----Rage Against the Machine ----Rauschen des Spekulierens ----Reaktualisierung radikaler Gutwilligkeit ----Redundanzen referenzierbare----Regime der Echtzeit ----Reinheit der frommen Begierde ----Reservate des Analogen ----rest of us ----rivalisierenden ----romantische Idee der Freiheit ----romantische Phase ----Rückkopplung ----Schaltungen hybriden ----Schildkröten-telnet ----schlechte Welt ----Schlechtigkeiten ----schmutzige Realität ----Schrein des Bösen ----Schriftproduktion ----Server die down sind ----settop-box multimediale----Sicherheitsprotokolle ----Simulakrum ----Skepsis ----slackers ----Softwarepaketen ----Solange alles fliesst ----Spartenprogrammen ----Standardisierungen ----ständigem ----Standleitung exclusive----'state of the art' ----Stimmungskonsolen ----Strategie der Verlangsamung ----Sturm und Drangs ----surfwatch ----sys newsgruppen ----System-adminstrator ----Szenario ----talking heads ----Technikfeinde ----Technikkritik ----techno-culture ----Techno-kulturen randständigen ----Technologien Schlauen ----Technophobe ----Technopols ----Technovitalismus ----'Tele ----Telearbeitsplätze ----Telefongebühren hohe ----Textfeinde ----Textkritik ----Textophobe ----the key to the new american soul ----The unbearable lightness of being digital ----Third Wave-Industrie ----totale Präsenz ----transzendenter ----Tribes der Queer Communities ----Tugendmaschine ----Turingmaschine ----Turingmaschine ----'TV kills the Internet-Star' ----Überforderung ----Übernahme der Weltregierung durch flächendeckende ethische Sauberkeit vorbereitet.----Umständlichkeit der um schriftliche Objektivität bemühten Archivare ----Umwertung aller Netzebenen ----under construction ----unerträglichen ----universelle ----unkodierbare ----Unterscheidungen immer neue ----Updating ----usenet ----User- Interfaces ----Verbesserung im Ich-Design ----Verbindungen langsamen ----Verflüssigung ----verkabeln ----verschalteten Black Boxes ----Verschaltung ----Verschwörungstheoretikern ----Versessenheit auf Positivität ----Verweigerung ----'virtual class' ----'virtual community' ----Virtual-Sex ----'Virtuelle Gemeinschaften' ----virtuelles Amerika ----Visionäre ----Visionäre ----Visionäre kindischen ----Vitalprinzip automatisierten----Wahlberechtigungsnachweis ----Websites ----We'll rout around it.----Welt des Wissens ----Weltuntergang ----Westcoast ----Widerstandskultur durchkommerzialisierter ----wie neugeborenen Kinder ----Wired World ----Wired-Evangeliums ----World White Web ----Wunschmaschinen ----Wünschströmen ----Xyberkultur ----Xyberkultur ----You 're in trouble ----Zukunftsunternehmer sinnsuchernder ----Zwischenmodelle disfunktionaler ----
2. Über den kybernetischen Kritizismus
3. The unbearable lightness of being digital
4. Über die Frage : "Was ist Netzkunst"?
1. Toward a European Standard Code for Critical Interchange (ESCCI)
Bezeichnen wir das Internet einfach einmal als 'Kind der Moderne', so ist das klassische Genre der Kritik sicherlich ein Teil davon.
Im noch andauernden Zeitalter des multikulturellen Massenkonformismus, voller Mikropraxis und Ich-Management, ist die Kunst der Kritik jedoch in Vergessenheit geraten.
Die hiesigen Kommentare zielen nur noch auf Korrektur von Verhaltensweisen ab.
Die Meinungsmacher/innen haben alles Angebotene längst hinter sich, sie sehen das Ganze wirklich differenziert, aus sicherem Abstand.
Die glückliche Tatsache, man sei eben nicht engagiert, wird als persönliche Errungenschaft gefeiert.
Solche talking heads ohne Eigenschaften sind aber nutzlos in Zeiten rascher Entwicklungen, sowie das beim Wachstum der Computernetze im Moment der Fall ist.
Die alte Kritik zielte auf einen Moment der Entscheidung.
Die neue Kritik versucht diesen nun solange wie möglich hinauszuzögern in dem immer neue Unterscheidungen eingeführt werden.
Es gilt die Welt des Wissens in Diskurse zu unterteilen um sie beherrschbarer zu machen.
So werfen Technophobe und Textophobe sich gerne gegenseitig die Fetischisierung der je eigenen Werkzeuge vor: Während die Technikfeinde an der Ordnung des Schriftdiskurses festhalten, sind die Textfeinde betäubt von der Funktionsvielfalt ihrer Wunschmaschinen.
Zwischen Verweigerung und Euphorie ist daher ein Niemandsland entstanden, in dem sich bisher nur wenige aufhalten.
Solange sich die Kulturwissenschaftler vollauf mit der Bewertung des Datenüberflusses beschäftigen, können die Westcoast-Visionäre ungehindert neue und verstiegenere Cybermythen produzieren und unters Volk bringen.
Um im Datenraum nicht unterrepräsentiert zu sein, hat die Schriftproduktion der amerikanischen Postmoderne kürzlich zum Kreuzzug geblasen, Heere von jungen AkademikerInnen versuchen derzeit unter Anleitung progressiver Proffesoren nach allen Regeln des Wissenschaftsbetriebs die randständigen Techno-kulturen ins Reich des politisch Richtigen zurückzuholen.
Entgegen der Umständlichkeit
der um schriftliche Objektivität bemühten Archivare, finden die Evangelisten
des Technopols nur wenig Widerstand.
Jede kritische Bemerkung ist der Verflüssigung ausgesetzt und wird zur kurzlebigen Netzannekdote.
Im Rauschen des Spekulierens geht es um das Durchspielen von möglichen Modellen und auch Weltuntergang ist ein Szenario unter vielen.
Technikkritik liefert dabei eine Position auf die Hippie- Konservative und Alternativ-Liberalen gerne mal einlassen, wenn es esoterisch-futuristisch aussieht und einen jugendlich-verrückten Anklang hat.
Der "Rage Against the Machine" dient vor allem der Verbesserung im Ich-Design beim Basteln an einer niedlichen, körperbezogenen und familiengerechten Gesellschaftkritik.
Jede zynische, erhabene Haltung rächt sich jedoch im Falle der 'Kritik der neuen Medien'.
Man hofft, mit dem Heruntermachen einiger Modewörter wie 'Multi- Media', 'Virtuelle Gemeinschaften', 'Cyberspace' und 'Tele-Arbeit' die damit verbunden gesellschaftlichen Umschichtungen wieder in den Hintergrund zu drängen.
Aber vergebens.
Neue Medien sind wie neugeborenen Kinder: sie können fruchtbar laut und andauerend schreien und das Verneinen hilft dann am allerwenigsten.
'Lasst uns einen Hype daraus machen und es verschwindet bald wieder", so die Hoffnung in den Kreisen der alten Medien.
Es handelt sich hier um eine Ökonomie der Enttäuschung: Wenn sich die Erwartungen an die Computerleistungen lange genug hinauszögern lassen, kann der Fernseher wiedereingeschaltet werden.
Aus dem Willen sich nicht dermassen verkabeln
lassen erwächst schnell eine gewisse Vorliebe für die Altlasten der One-to-many- medien mit ihren Mythen
von Gegenöffentlichkeit und zentralisierter Manipulation.
Bis Fernseher und Telefon zusammenwachsen müssen noch viele Hardwaregenerationen ins Land gehen.
Dem real existierenden Nomadismus der corporate states wird eine zentralistische Ideologie der unzähligen Kanäle entgegengesetzt.
'TV kills the Internet-Star' Der 'Net-Backlash' wendet sich gegen das tägliche Verschwinden in den Datenraum und seine pionierbedingt unerträglichen Unpässlichkeiten.
Nacheuphorische Katerstimmung wird geschickt in allgemeine Zufriedenheit mit der bestehenden informationellen Grundversorgung umgemünzt.
Die Überforderung der Endbenutzer durch fremdartige Datenwüsten, monströse Prototypen und heisgestrickte Betaversionen kann sich als produktivitätssteigernd erweisen.
Bis zur nächsten Innovation sind eine Reihe disfunktionaler Zwischenmodelle vermarktbar.
'Je schneller die Computer, um so langsamer die neue Software', so die Erfahrung des Powerusers 95.
Man sollte sich nicht lustig machen über die langsamen Verbindungen, halbfertigen Bilder, die ins Stocken geraten, rivalisierenden Softwarepaketen, die eng zusammengepackt, dauerhaft die Festplatte zum Überlauf bringen, e-mails die nie ankamen, maroden ISDN-Leitungen (gibt es sowas nur in Ost-Berlin?), Server die down sind, Mailinglisten die alle Post zweimal schicken und sich nicht mehr abbestellen lassen,die grosse Zahl der Websites die "under construction" bleiben, Schildkröten-telnet, betteln um audienz beim System-adminstrator, interessante IRC-sessions wo keiner auftaucht, enttäuschend hohe Telefongebühren.
Die Pioniere haben aber die richtige masochistische Mentalität und geniessen heimlich den Datenstau.
Für den Wunsch ist es notwendig, dass die Maschine nicht richtig funktioniert.
Für Visionäre aber ist der Performanceverlust einfach tabu und man darf davon nicht sprechen, geschweige denn darüber lachen.
Die Netzkritik ist ambivalent, sie steht mit einem Bein im staubigen Gutenberg-Archiv der schmutzigen Realität, mit dem anderen
aber im körperlosen
Digitalia.
Sie bringt das Unbehagen in der Information an die Oberfläche und versucht das Unvereinbare produktiv zu machen, wie zum Beispiel die Schreib- und Übertragungsgeschwindigkeit mit der der Reflexion.
Es geht nach Virilio darum, wieder einen Moment der Enscheidung herbeizuführen.
Ziel dabei sind illegitime Anschlüsse, hybride Konstruktionen, eine "Ästhetik der Verlangsamung" und eine ganz eigene Mischung aus lokalen und globalen Elementen.
Es gibt kein Apriori mehr, auch keine Überlegenheit von Hardware über Software (trotz Kittler).
Jede Verschaltung kann durch andere ersetzt werden, jeder Strom und jedes Kraftfeld wäre umpolbar.
Die Gesamtsicht bleibt dabei nur den Verschwörungstheoretikern offen.
Trotzdem braucht es eine neue materialistische Netzanalyse, die sich um Copyright und Kabelrechte sorgt.
Es reicht nicht aus, sich von den Priestern des Wired-Evangeliums abzuwenden.
Die Third Wave-Industrie muss angegriffen werden, inclusive ihrer zynischen New-Age-Ideologie.
Digital marxism ist dafür zu schwerfällig.
Seine Ideologiekritik bewegt sich nur noch im Bereich des Kulturkampfes innerhalb des Gutenbergischen Areals.
Die Europäische Kritik der Netze wird eher einen materiellen Kern nachzuweisen versuchen, während die nordamerikanischen Analysen gegen die Entkörperlichung argumentieren.
Die Netzkritik kann sich dabei auf die Datenkritik stützen, welche besagt, dass Skepsis immer erst die eigenen Informationen einschliessen sollte.
Es reicht nicht aus, die Grosskonzerne, Kleinunternehmer und naiven Netzbenutzer zu attackieren, sondern es gilt das Verborgene hinter den eigenen Metaphern ins Spiel zu bringen.
Betrachtet man die klassische Welt der Massenmedien von der Xyberkultur aus, erweist sich die Kritik als die wichtigste Produktivkraft bei der Erzeugung von Nachrichten.
Eine schlechte Welt wird von schlechten Nachrichten erzeugt.
Nachrichtentechnologien können noch so sehr 'state of the art' sein, sie dienen dennoch, wie mehr und mehr
beklagt wird, hauptsächlich der Übertragung von Schlechtigkeiten.
Nach der Ansicht radikalkonstruktivistischer Fundamentalisten soll sich das beim gegenwärtig vollziehenden Medienwechsel ändern.
Der Fernseher war ein Schrein des Bösen, die multimediale settop-box jedoch führt uns in eine ungleich bessere Welt.
Das intelligente Fernsehen der Zukunft wird einen Regler für selbstbestimmte emotionale Ballance besitzen.
Die Endbenutzer werden an den "Stimmungskonsolen" zu Affekt-Jockeys die den Pegel zwischen Banal und Erhaben, Gesund und Pervers, Innen und Aussen, Wellen und Partikelströmen, Titanischem und Zwergenhaftem eigenverantwortlich zusammenmixen können.
Pay per View, surfwatch, Kindersicherung und Wahlberechtigungsnachweis gehören zur Standardausstattung des kommenden positiven Fernsehens.
Von der Turingmaschine zur Tugendmaschine
entwickelte sich der digitale
Code zur idealen Grundlage guter
Nachrichten.
In den elektronischen Netzen soll der analoge Schmutz verschwinden.
Perversitäten und Fleischeslust sollen ausserhalb der Codierbarkeit verlegt werden.
Der Wert einer Nachricht müsse endlich durch die Reinheit der frommen Begierde bemessen werden damit der calvinistische Drang zum Reichtum sich ganz frei entfalten kann.
"Anti-christen müssen draussen bleiben".
Die Umwertung aller
Netzebenen (Waren, Energie, Wissen,
Begierden) zielt auf die absulute Spiritualität des Geldes.
Alle anderen Informationen und Resourcen sind in durch Geldwert referenzierbare Redundanzen umzuwandeln.
Alles in Tauschwerten unkodierbare wird aus dem Netz ausgeschlossen, während innerhalb des Systems durch Copyrightkriege, Standardisierungen und Sicherheitsprotokolle die romantische Idee der Freiheit und Gleichheit aller Information bei Seite geschoben wird, um im Museum für Netzgeschichte zu verschwinden.
Das "Desire to be
wired' ist der heimliche Motor der Informationsgesellschaft.
Der Wille zum Anschluss hat neben den soziologischen, psychologischen und systemtheoretischen auch eine neurologische Komponente.
Elektronische Nervosität basiert auf einer Kopplung von Libido und Elektrik und hat aus heutiger Sicht nichts Ungesundes, solange immer weiterproduziert wird.
Nicht länger Verdrängung sondern Archivierung aller Erfahrungen erhöht die Taktgeschwindigkeit der Nerven und hält den Kreislauf der angekoppelten Kapitalströme auf Trab.
Reinheit, Sicherheit, Geborgenheit und Intimität sind die Grundtugenden im digitalen Biedermeier.
Dreck wird lichtschnell exportiert.
Die Familie wird über Telearbeitsplätze wieder zum Garant sauberer Information und filtert und zähmt die Quellen des elektrifizierten Sturm und Drangs.
Aus der Urquelle elektronischer Nervosität wird die universelle Turingmaschine zur Produktion von Ordnung angetrieben.
Ganz am Ende der verschalteten Black Boxes steht die Ideologie einer digitalen Kreativität, welche für die Kombinatorik der Verhaltensweisen im Netz und die Ästhetiken der Navigation verantwortlich ist.
Das Negative wird als Urkraft der ganzen Nachrichtenindustrie gesehen.
Eine Verschwörung postmarxistischer Miesmacher hielte den gesamten Bereich des Informationsgeschäfts fest im Griff.
Spätestens seit dem Zusammenbruch des Sowietreiches sei ihr Kampf zu einem notorischem Genörgel verkommen, das von der fernsehenden Gesellschaft instinktiv durch die Flucht in allgemeine Datenschwemme abgemildert werde.
Nur die Rückbesinnung auf die Reaktualisierung radikaler Gutwilligkeit könne das Umkippen der Realität in eine haltlose Dekadenz der unzähligen Kanäle aufhalten.
Unter der Flagge des "virtuellen Amerikas" dient der Cyberwesten als ein transzendenter Fluchtpunkt positiver Energien, um das Böse in die Reservate des Analogen zu verdrängen.
Der fröhlich-fromme Technovitalismus geht davon aus, dass in der Vernetzung ein Lebensprinzip verborgen sei, das am besten durch ausgiebige Kommerzialisierung zur Entfaltung gebracht werden könne.
Solange alles fliesst wächst und gedeiht der Organismus des Kapitals und die Wellenmuster des Börsenmarktes verstärken sich zu spektakulären Höhen und Tiefen.
Die Menschheit als Mittelklasse hat eigentlich nur Gutes im Sinn,
sobald jedoch über sie berichtet wird, stellt sich automatisch das
Böse in den Vordergrund.
Kriege, Krisen, und Katastrophen sind Medieneffekte.
Wenn das technisierte Simulakrum wirklich die Welt beherrscht, sollte es doch möglich sein, durch die Umlegung eines Schalters die Dinge zum Guten zu wenden.
Wie bei der Atombombe im Ursprungsmythos des Netzes wird alles Schlechte als Abkömmlung eines grössmöglichen ausserdigitalen Bugs aufgefasst, um den herum sich automatisch die heile Welt des Netzes herumleitet.
"You 're in trouble? We'll rout around it."
Die Versessenheit
auf Positivität in der heutigen Xyberkultur geht von der Existenz einer reinen Quelle des Medialen
aus.
Nicht länger Kommunikation, sondern die Umittelbarkeit der Rückkopplung liefert totale Präsenz, wobei alle Ebenen des Sinnlichen durch verschiedene Multimedia-Bioadapter ersetzbar werden sollen.
In der black box des Sender-Empfänger Modells verbirgt sich Enttäuschung, Betrug, Passivität und ständige Entmutigung.
Alle Widersprüche, Paradoxien und Dialektiken werden im Archiv durch nicht wahrgenommene Zugänglichkeit neutralisiert.
Hinter allem Nichtlinearen waltet das Prinzip des Survival of the Smartest welches schliesslich den Erfolg der Schlauen Technologien mit einem automatisierten Vitalprinzip begründet.
Die nächste Stufe der Evolution verheisst eine Vereinigung von Natur und Technik durch die Methoden von künstlichem Leben, Chaosforschung, intelligenten Implantanten und ökologischen Gesellschaftsmodellen.
Die Machbarkeit des Guten soll sich schon heutzutage in Biochips, groupware und techno-culture materialisieren.
Die Lesbarkeit der digitalen Welt wird durch den pragmatischen Ansatz sicherer User- Interfaces, intelligenter fuzzy logic und genetischen Algorithmen immer schwieriger gemacht.
Konstruktive Kritik ist das Produkt eines positiven Feedback mit den eigenen Verhältnissen.
In den comp.sys newsgruppen wird viel über die Verbesserung der eigenen Werkzeuge diskutiert.
Negative Kritik wird zur schwer absetzbaren Ware in einer Umgebung neutralisierter kultureller Widerstände und einem ständigem Updating.
Nihilismus gilt als europäische Erkrankung der durch festen Glauben entgegengetreten werden kann.
Der kybernetische Kritizismus ist mit Vorliebe mit sich selbst beschäftigt, und produziert eine Ästhetik interesseloser Nutzlosigkeit.
Der Ausweg in die ständige Wiederholung der kleinen Begierden führt in seiner Anwendung zu Cybersex am Arbeitsplatz, E-mail-Intrigen, und einer ganzen Strategie der Verlangsamung und angenehmen Lethargie im Angesicht des Grosskapitals.
Kritik als Trendforschung hat jedoch
Konjunktur in den Glasbetonbunkern sinnsuchernder Zukunftsunternehmer.
Solange konstruktive Kritik visionär die jeweils nächsten Zustände vorwegnimmt ist man durchaus bereit, für die Bifurkationen der Querdenker hohe Summen zu investieren.
Das Paradigma der Anwendungsorientierung eröffnete den Akademien den Zugang in die Vorstandsetagen.
Cultural Studies of the Net gehört zum Pflichtprogramm bei der Entwicklung von Internet Shopping Malls.
Jugendkultur wird ununterscheidbar zu corporate culture, solange sich ihr Einzugsbereich weit in die unterentwickelten Zonen ausdehnen kann.
Unternehmerische Schulung ist durch die Entdeckung von Marktnischen ersetzbar.
Es gehört zum guten Ton des skeptischen Hedonismus auf die Kreativität der Subkulturen zu vertrauen.
Der Mehrwert an Präsenz den die Tribes der Queer Communities, Black Culture und anderweitig Peripheren verheissen, wird durch wohlwollende Aneignung in extra Sendungen und Spartenprogrammen honoriert.
Die Kritik der Netze kann sich nicht auf das Testen von Performance und Effizienz und Preisleistungsverhältnis
beschränken, sondern beschreibt die Netze als Machtapperate.
Die konspirative Vernetzung der durch den Anschluss hergestellten Einschlüsse und Ausschlüsse stellt sicher, dass es keine andauernden herrschaftsfreien Zonen geben kann.
Der Gefahr des pradoxalen Wiederauftauchens des Verneinten wird mit aller Unprofessionalität entgegengetreten.
Netzkritik unterscheidet sich von Textkritik durch eine hedonistische Qualität bei der Bejahung sozialer Praxis und dem Vertrauen in die Macht der Disfunktionalität.
"Critisism will take you beyond the borders of boredom.
" Im Theater der Machteffekte gibt es immer einen Platz von der aus sich das Spektakel der Vernetzung in Ruhe geniessen lässt.
Das Netz ist nicht das Leben.
Seine Kritik speist sich nicht aus der Tradition der Priester und Technokraten sondern der der Häretiker und Techniker mit ihrem profunden Wissen um die Beschränktheiten technischer Kommunikation.
So lässt sich immer eine systembedingt undichte Stelle in der heilen Virtualität finden.
"Die Netze sind hinter uns her, aber wir
sind schneller!"
Radikale Medienkritik muss sich der Verb|rgerlichung der Kritischen
Theorie stellen.
Noch in den 80er Jahren galt die Philosophie des Abschieds von den Klassikern der Moderne als besonders fortschrittlich.
Im Konfrontationsdiskurs mit den grossen Blöcken ging es um Auflösung der unerträglichen Dualitäten.
Die kollektive Konstruktion von Fluchtlinien, das Vertrauen in die Vielfalt von Intensitäten und Immaterialitäten, der Rückzug in autonome Zonen und Kulturbetrieb, fand je seine eigene Art sich dem 0-1 des atomaren Gleichgewichts gegenüberzustellen und gipfelte in einer Vertiefung der kantschen Trennung des freidenkendem Privatmanns vom diszipliniertem Untertan.
Technologie, Medien und Netze werden als neutrale Infrastruktur erfahren welche den öffentlichen Raum der gesellschaftlichen Konflikte ersetzen.
Als Spiegelerscheinung der interaktiven Oberflächen entwickeln
sich vielfältige exotische
Privatpraktiken, welche mit leichter
Verzögerung in die Diskurswerkstätten
der Macht aufgenommen werden.
Aus der Unterscheidung von Information und allem anderen, etablieren sich die Kontrollgesellschaften entlang der Netz-kanten und knoten.
Der freie Bürger hat gemäss der Formate, Standards und Gebühren alle Daten an der Hand sich eine aufgeklärte Meinung bilden können, die er nur unter grosser Anstrengung zu formulieren im Stande ist.
Alleine die Ausbildung eines 'richtigen' Meinungsprofils erfordert eine gewisse Ordentlichkeit in der Auswahl der Quellen, die durch die entsprechenden Institutionen in Presse und Staat bereitgestellt wird.
Beim Reduzieren von Komplexität und der Übersetzung von Daten in Information helfen politische Korrektheit und Nicht-Rauschen als erste Bürgerpflicht.
Im spätmedialen Brumaire passt sich die Datenlandschaft geschmeidig den Neigungen und Nachfragen der privaten Begierden an und trennt diese von der abstrakten Abwesenheit gesellschaftlicher Entscheidungsprozesse.
Bei genügend Willen zur Organisation kann eine ehemals aktivistische Basis mühelos in Adressenverteilern abstrahiert, administriert und aktualisiert werden.
Die romantische Phase der anarchischen Netze geht in die Forderung nach informationeller Grundversorgung, digitalem v.i.S.d.P., universellem Datenschutz und sicherem Homebanking über.
Es gibt keine Positionen mehr sondern Privatmeinungen, eine journalistische Informationsökonomie der Buzzwords spaltet das Elend der Aussermedialen von der priveligierten Aufklärung durch Expertenrunden und Betroffenenvertretungen.
In den Diskursbunkern der utopisch Korrekten wird derweilen die Übernahme der Weltregierung durch flächendeckende ethische Sauberkeit vorbereitet.
'Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser' (Lenin).
Es gibt eine objektive Analyse des Netzes.
Arthur Krokers 'virtual class' zeigt jetzt schon ihr brutales Gesicht.
'I think elites basically drive civilization' (Steward Brand, Netzguru).
Wir fertigen eine Karte der politischen Ökonomie der Medienverbünde an, worauf die Machtverhältnisse bestehender und geplanter Joint Ventures, \bernahmen und Fusionen zwischen Telcom, Film, Fernsehen, Kabel, Software und Hardwareindustrie eingezeichnet sind.
Es lässt sich eine historische Paralelle zur Elektrifizierung zur Jahrhundertwende ziehen.
Auf den kommenden Weltausstellungen präsentieren sich die 'networks of power' der Medienindustrie (Thomas P.
Hughes wiederlesen).
Multinationale Konzerne übernehmen die Funktionen staatlicher Institutionen und etablieren eine Gesellschaft der Kontrolle und permanenten Fortbildung (Deleuze).
Die Ideologiekritik hat es heute wieder einfach: "One billion people on the internet by the year 2000" (N.
Negroponte).
Die Omnipotenzphantasien der kindischen Visionäre californischer Ausprägung verbreiten sich dabei ironischerweise fast widerstandslos über alte Medien.
Die Auflösung aller sozialstaatlichen Institutionen ist ihr Programm.
"Oppressive 20th century institutions -
public schools, the mass media, government - will crumble" (Kevin
Kelly)
Die Dialektik der
Nomadologie wendet sich im Namen des
Kapitals gegen alles was sich der Verflüssigung entgegenstellt
(Mille Plateaux umschreiben?).
Der klassische Arbeiter der Materialwirtschaft wird einem Regime der Echtzeit unterworfen.
Amerikas Herrschaft wird f|r die 'Digerati' nicht mehr durch militärische Interventionen sondern durch Kolonialisierung mittels Kommunikationsstandards gesichert.
Die selbsternannten Illuminaten der Wired World glauben sie wären "the most powerful people on the planet today".
F|r sie ist Internet eine religiöse Erfahrung und "the key to the new american soul".
Die Propheten des cyberspace age sehen ein virtuelles Amerika hinter dem Horizont der "electonic frontier" emportauchen.
Die Matrix, das gelobte Land der neuen Pilgervdter, wächst mit jedem Anschluss weiterer Gigabytes und wird durch ewiges 'virtual light' beleuchtet.
Alteuropäische Esoterik, Hippiebewegung und östliche Mystik liefern das Spielmaterial für die Slogonomics der Tele-evangelisten und virtuellen Unternehmensberater.
Die Netzkritik macht den Abgrund hinter den farbenprächtigen
Oberflächen von World
White Web sichtbar.
Daneben gibt es jedoch auch eine Analyse der Subjektivitäten.
Politische Ökonomie und Ideologiekritik reichen nicht mehr aus wenn die Übersetzung in soziale Praxis misslingt.
Die kollektiven Aüsserungsgefüge von usenet, mailinglists, ezines und bbs tendieren zu autoreferentieller Selbstgenügsamkeit.
Es gilt die Grauzone der lurkers, slackers, cruisers zu erkunden.
Gerade diese Gruppe hat das Internet auf das Niveau der Massenmedien gebracht und dafür gesorgt, dass die Hackerethik ins Schwanken geriet und zu Stoff f|r Hollywood wurde.
Die Umsetzung der Idee der 'virtual community' blieb durch zuviel Transparenz und zu schnelles Wachstum eine vielbeachtete Ausnahmeerscheinung.
Als Lockmittel für den Anschluss von "the rest of us" diente Virtual-Sex, Gratissoftware und.
die Metapher der Autobahn als Arbeitsbeschaffungsmassnahme für eine arbeitslose future generation.
Der Wissenschaftsbetrieb und das Militärwesen verblieb vorwiegend auf den entwicklungsgeschichtlich älteren ftp- und gophersites oder zog sich in sichere Teilnetze zurück.
Heute ist jeder ein Webmaster, aber nur die wenigsten machen von den Möglichkeiten der Distribution viel mehr Gebrauch, als der Zurschaustellung ihrer Individualität in aufwendig gestalteten Home-pages.
Der digitale Narzismus hat wie vorrausgesagt eine weitere Ausdehnungszone der Intimität geschaffen, in der sich der Medienbenutzer in Rückkopplung mit seinen Wünschströmen aufs vielfältigste narkosieren und verlieren kann.
Mit der Massenverbreitung des Netzes kommt die Frage nach seiner Notwendigkeit auf.
Es ist nicht die unbedingte Aufgabe der Kritik autonome Nutzungsweisen zu propagieren, dennoch kann sie kann auf den trägen Widerstand des undramatischen Alltagstrotts vertrauen, bei der Internet nicht mehr als Geheimtip für die Info-Elite gilt, sondern sich einreiht in die Grundversorgungsdienste von Wasser, Gas, Strom und Telefon mit ihren selben Pannen und Privilegien.
Es macht nichts den Anschluss zu verpassen, denn es gibt immer andere Wege seine Zeit zu verschwenden.
Die erste Regel der Netzkritik sagt: 'Du musst dich nicht dermassen anschliessen lassen'.
Es geht nicht darum eine exclusive Standleitung in Richtung schmutzige Realität zu legen, sondern den real wiederzuverwerten.
'The ästhetics of uselesness' betrachtet das Leben nicht als Kompensation für das Online-Sein, sondern spielt mit zweckfreien hybriden Schaltungen zwischen alten und neuen Maschinen und ihrer Erzeugnisse.
'European Useletics' (www.jodi.org) ist die fröhlich-nihilistische Antwort auf die geglätteten Oberflächen kalifornischer Erweckungseuphorie, akademisch-protestantischem Minimalismus und durchkommerzialisierter Widerstandskultur.
Anhang:
"Die Ein und Auschlusskriterien der Netzwelt lassen sich am besten über eine genauere Beobachtung von Architektur und Zugang beschreiben.
Die Möglichkeiten des Anschlusses werden zwar derzeit im Hinblick auf exponentielle Wachstumsraten positiv beurteilt, dennoch stellt sich die Frage nach der Darstellbarkeit der virtuellen Welt der Zukunft gegenüber ihren Benutzern.
) Werden wir über die reine Abbildung hinaus in der Lage sein, eigene Gesetzmässigkeiten zu entwerfen oder wird eine Kunst der Netze der Hervorhebung und Huldigung bestehender Machtverhältnisse dienen? In der Hierarchie der Übertragungsprotokolle steht die reine Kreativität der autonomen Kunst an oberster Stelle.
Es wird nach den genialen Künstlerpersönlichkeiten gesucht, die in der Lage sind die digitale Revolution in einen monumentalen Konstruktivismus zu übersetzen.
('net=art?', Heath Bunting) Nur die Kunst hat das Privileg das Erhabene zu materialisieren.
Hierzu muss sie von den anderen Bereichen des Gesellschaftlichen nach Möglichkeit getrennt und geschützt werden.
Intensiv wird an einem symbolischen Wiederaufbau der White Cubes und der grossen Museen im imaginären Raum der Informatiosnetze gearbeitet.
'Jeder Künstler sollte das Recht auf eine kostenlose Homepage haben' so die virtuellen Galeristen.
Die Digitalisierung und Lizensierung der 100.
000 Meisterwerke schreitet stetig vorran.
Der Künstler mit Zirkel und Lineal wurde abgelöst von der Meta-designerIn mit Algorithmus und SGI-Work-station.
Net-modernism erfordert wieder übermenschliche Leistungen.
Ersteinmal gilt es alle Kombinatoriken des Historismus zu durchlaufen, E-Barock, VR-Renaissance, abstrakter Expressionismus und sämtliche Phasen des Modernismus werden in Hot Java Scripts implementiert um dem vermeintlich Radikal Neuen des Kommenden einen Weg zu bahnen.
Nicht die digitale Bildästhetik sondern das Phantasiedesign der libidonösen Kanalsysteme, nicht Infragestellung sondern Kompensation von Kritik, nicht Wertevakkum sondern pompöse Szenarien, deuten auf die grossen Aufgaben der Kunst als Rettung der Netze.
Gefragt sind: der Hölderlin des Interaction Designs, der E-mail-Kafka, der Giotto des elektronisches Barocks, das Netz als Lustgarten, der Göbbels der net-elections'96, nicht jeder ein Duchamp, DigiDada eher weniger, die Jpeg-Picassos, surreale 3D-Zentralperspektiven, eine Mme Bovary unter den Avataren, Mbone-Marinetti, C++ Pollock und der James Joyce des Hyperspace.
Eine zu findende pragmatische Ästhetik des Netzes befasst sich
darüberhinaus nicht nur mit den einzelnen Objekten und Werken
sondern mit dessen Architektur allgemein.
Wie ist Orientierung möglich? Wie
schafft man sich einen elektronischen Körper? Was ist Kultur im
Zeitalter der Massennetze? Sollen die Künstler für die
Autonomie des Netzes einstehen, als Interface-designer das Volk erziehen
oder das schlechte Gewissen des globalen Dorfs vertreten? Sollen sie
als semiotische Guerillias die unausgelebten Phantasien der
Unterversorgten ins Werk setzen? Gibt es eine Notwendigkeit für
die künstlerische Weiterentwicklung von Film und Fernsehen? Muss
es denn schon wieder eine Ausstellung sein?
Vieles deutet darauf hin dass Kunst als Kunst versucht unsichtbar zu
werden und sich in den Bereichen der Wissenschaft, der Werbung und des
Workgroup-managements den überzogenen Ansprüchen einer
Debakel-Gesellschaft zu entziehen.
Der Immigration der Marginalen in die Zentren steht die Flucht aus den Burgen der Hochkultur gegenüber.
Das Wertevakuum zeitgenossischer Kunst, die ständigen Missgeschicke beim Erfüllen der eigenen Standards, das Diktat von Korruption, Filz und Karrierismus, die Delirien der Theorie, der Ekel der Langeweile, die Abhängigkeiten von Industrie und Beamtentum, sowie ein allgemeiner Unwillen seitens der betuchten Käuferschaft, machen es leicht von der lokalen Krise auf eine umfassendere gesellschaftliche Entscheidungsunfähigkeit zu schliessen.
Die Netze spielen wohl irgendeine Rolle, jedoch können sie weder ein marodes Kunstsystem reformieren, noch sind sie in der Lage in der Fortführung der musealen Medienkunst der letzten 20 Jahre noch besondere Erkenntnisgewinne zu ermöglichen.
Was wir bereits viel haben ist Kitsch, Pathos und Illustration im Namen des beliebig Anderen.
Man hört jedoch auch von einer viralen ästhetischen Pragmatik die alles dafür tut sich mit umfassenderen Mutationen zu beschäftigen, und in den Falten des Betriebs ganz eigene temporäre und vage Singularitäten ausbildet, die zu allererst Methoden darstellen sich der Adressierung und Entwertung in den 'cultural networks of power' zu entziehen.
Im besten Fall hiesse es also "Es gibt keine Netzkunst.
Unter dem Schlachtruf 'Unser Netz soll sauber werden' versucht eine sich bedroht fühlende Mittelklasse ihre Wertestandards dem vorwiegend amerikanischen Cyberspace aufzuprägen.
Die virtuelle Klasse (Arthur Kroker) von 1995 ist nicht anders als du und ich, sie ist nur ungleich gewaltsamer bei der Durchsetzung ihrer Ordnungsvorstellungen.
Damit der 'data body' (CÄ) intakt bleibt, müssen eine Reihe von Pässen, Versicherungen, Biographien, Bankkonten und Polizeiakten von jedem Schandfleck frei gehalten werden.
Hierzu sind etliche Vorsichtsmassnahmen und Kontrollen vonnöten, die nur durch Drohung mit Gericht, sozialem Ausschluss und einer Logik des Unheimlichen durchzuführen sind.
Die wirkliche Welt des Materiellen und der weniger Begüterten hat
unter der Diktatur der Information zu leiden.
Der outgesourcte Angestellte, der in Bangladesh für ein Büro in Berlin Belege ausfüllt, konkurriert mit den intelligenten Idioten die in den Computern des Microsoft-network automatisch Preis- Leistungsverhältnisse errrechnen.
Die Ungerechtigkeit des Internets basiert nicht nur auf einer Benachteiligung der Nichtangeschlossenen, es könnte sich geradezu als ideales Werkzeug der Kolonisierung und Machterhaltung erweisen, eine ausgeklügelte Verwaltung der Anschlüsse und Übertragungstandards vorrausgesetzt.
Währenddessen versuchen visionäre Okölogen das
Ungleichgewicht der Macht zwischen den Sphären von Materie,
Energie und Information durch Umrechnungstricks als
ökomomisch-ethische Zukunftschance zu verkaufen.
Den Expansionsmöglichkeiten der Informationsgesellschaft sind physikalisch nur durch die Grösse eines Atoms Grenzen gesetzt.
Psychologisch gesehen ist Miniaturisierung und Digitalisierung mit einem erheblichen spirituellen Mehrwert verbunden, da sie die 'Körper der Botschaften' auf das Mindestmögliche zu reduzieren vermag.
Durch weitgehende Migration auf die Elektronenebene kann materieller Schmutz und Energieverschwendung vermieden werden.
Die langen abendländischen Geschichten von Ideenwelt, Transzendenz und Körperfeindlichkeit haben endlich einen Weg gefunden vom Buch in die gnostischen Wundschmaschinen überzugehen.
Selbst die Staatskirchen können endlich getrost schliessen.
Diese Mikrölektronik der Macht ist
jedoch nicht mehr nachzuvollziehen für den
Mittelstandsbürger, er benötigt nicht nur graphische
Benutzerschnittstellen sondern vor allem ??????
Virtuelle Sauberkeit versucht sich erneut am Modell einer heilen Welt.
Die digitiale Gartenstadt kennt keine Müllabfuhr, stattdessen wird einfach ein neuer Stadtteil errichtet, wo sich die Liebhaber jeglicher Couleur richtig austoben konnen.
Im Spiegelkabinett der WebPages gibt es aus technischen Gründen keinen echten Schmutz.
Dieser taucht in Form von Stromausfällen, Störfeldern oder Systemabstürzen, bestenfalls in der Ästhetik von Programmierfehlern auf.
Virtueller Schmutz ist kontextuell definiert und funktioniert nach dem Modell 'Rasen nicht betreten'.
Man möchte unter sich bleiben in den digitalen Salons aber gönnt sich den ein oder anderen derben Witz.
.Digitalität ist ein universelles Reinigungsmittel für allen Schmutz dieser Welt.